Mitarbeiter wertschätzend miteinbeziehen & zum Gegenstand der Veränderung machen: CIO Norman Brand über die Digitale Transformation bei apetito
25. September 2019
Langjährige Mitarbeiter und ein partnerschaftliches Miteinander unter den Angestellten sind Ausdruck einer wertschätzenden Unternehmenskultur und ein Asset für jedes Unternehmen. Digitalisierung bedeutet aber auch Veränderung: Als CIO unterstützte Norman Brand das Traditionsunternehmen apetito beim Weg in das digitale Zeitalter. Wie Digitalisierung und Unternehmenskultur in Einklang gebracht wurden und warum genau deshalb die digitale Transformation gelingen konnte, erklärt er im Interview.
PN: apetito ist ein über Jahrzehnte gewachsenes Unternehmen. Welche Herausforderungen gab es dadurch bei der digitalen Transformation?
NB: Herausforderungen gab es sowohl innerhalb als auch außerhalb der IT. Durch die Digitalisierung sind zunächst einmal Veränderungen erforderlich geworden, die auch, bedingt durch das sehr gute Wachstum von apetito in den letzten Jahren, entstandene Strukturen und Prozesse betrafen. Die Digitalisierung hat z.B. ganz andere, verbindliche und agile Formen der Zusammenarbeit zwischen der IT und den Geschäftseinheiten erforderlich gemacht. Auch der Aufbau von neuen Fähigkeiten, Rollen, Funktionen und Prozessen innerhalb der gesamten Organisation war notwendig. Und es ist doch ganz natürlich, dass Veränderungen immer durch die Mitarbeiter eines Unternehmens hinterfragt werden. Vor dem Hintergrund, dass apetito ein kerngesundes und erfolgreiches Unternehmen ist, wurde auch bei uns die Frage nach der Sinnhaftigkeit dafür gestellt.
Und gerade zum Beginn der Digitalisierung haben wir bei den ersten Projekten sicherlich einige Lernkurven durchlaufen, wie viele andere Unternehmen auch. Und darum ging es auch bei der Digitalisierung bei apetito, aus Fehlern lernen, um dann beim nächsten Projekt erfolgreich zu sein. Positiv hierbei war, dass diese Lernkurven akzeptiert und sogar gewollt wurden, weil wir uns dadurch auch als Unternehmen verbessert haben. Insofern war es wichtig, im Transformationsprozess auch die in die Digitalisierung involvierten Mitarbeiter wertschätzend miteinzubeziehen, auf deren Bedürfnisse einzugehen und somit zum Gegenstand der Veränderung zu machen. Das hat bei apetito hervorragend funktioniert.
Letztlich hat sich die anfängliche und vereinzelte Skepsis über die digitale Transformation bei apetito in die Erkenntnis gewandelt, dass sich hiermit viele Chancen und Verbesserungsmöglichkeiten, sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter, ergeben haben.
PN: Welche Herausforderungen gab es speziell für die IT im Zusammenspiel mit den Fachbereichen?
NB: Digitalisierung erfordert auch eine viel intensivere Zusammenarbeit der IT mit den operativen Geschäftseinheiten. Und in heutigen Zeiten, wo nahezu jeder Bürger mit einem Smartphone bereits digital ausgestattet ist, wird gerade von einer internen IT erwartet, proaktiv Möglichkeiten und Verbesserungspotentiale für die jeweiligen Geschäftsfelder durch digitale Lösungen aufzuzeigen und zu veranlassen. Wir haben in der IT sehr viele Mitarbeiter mit langer Firmenzugehörigkeit und sehr hoher Fach- und Prozesskompetenz. Dieses Potential galt es im Lichte der Digitalisierung noch mehr abzuschöpfen. Es war hier also ein Rollenwechsel mehr in Richtung interne Dienstleistungseinheit erforderlich und die gezielte Verzahnung der IT mit den Fachbereichen musste natürlich auch erst einmal beidseitig geübt werden. Denn auch das hat die Digitalisierung gezeigt: Verbindlichkeit, Termintreue und eine gute Kommunikation sind absolut wichtige Eigenschaften einer IT für die erfolgreiche Durchführung der Digitalisierung.
Letztlich entwickelt sich die IT bei apetito immer mehr in die Rolle eines Innovationsmaklers hinein, welcher einen messbaren Ergebnisbeitrag abzuliefern hat.
PN: Das hört sich an, als wurde hierfür sehr viel Aufwand betrieben.
NB: So ist es! Vorteilhaft war hierbei, dass die langjährigen Mitarbeiter ein ausgezeichnetes Wissen über apetito mitbringen und jeder einzelne Kollege in der IT mit großem Einsatz die für die Digitalisierung erforderliche Transformation unterstützt hat. Wir haben natürlich Organisationsstrukturen und Prozesse angepasst, neue Verantwortlichkeiten wurden gebildet. Letztlich hat die Digitalisierung bei apetito auch dazu geführt, dass wir in der IT und den Geschäftsbereichen die erforderlichen Mitarbeiter aufgebaut haben.
Denn wir sind eben nicht dem Irrglauben zum Opfer gefallen und haben geglaubt, dass Digitalisierung mit Mitarbeitern durchzuführen ist, die sowieso schon ein hohes Pensum an Tagesgeschäftsaktivitäten zu absolvieren haben. Und natürlich haben wir die Mitarbeiter auch mit dem Ziel eingestellt, sie nach der Digitalisierung langfristig an apetito zu binden.
PN: Das ist ja häufig auch Charakteristikum von traditionellen, gewachsenen Unternehmen. Man versucht seine Mitarbeiter langfristig zu binden und zu halten.
NB: Richtig. Man kann zur Transformation bei apetito sagen: Wir wollten die Veränderung, wir wollten sie substanziell und wir wollten sie nachhaltig, bei gleichzeitiger Berücksichtigung der apetito-Unternehmenskultur. Und diese Transformation ist uns tatsächlich auch deswegen gut gelungen, weil wir ein unternehmensweites Digitalisierungsprogramm gestartet haben, das die vier Cluster Produktion/Supply Chain, Vertrieb/Marketing, neue Geschäftsfelder und Administration umfasst hat und damit komplett vertikal in das gesamte Unternehmen integriert worden ist. Damit ist auch die Verantwortung für die erfolgreiche Durchführung zum Teil in die Geschäftsbereiche verlagert worden. Und diese sind hierbei wiederum durch die IT bei der Konzeption und der Realisierung der digitalen Produkte unterstützt worden – die IT ist und war ein wichtiger Treiber dafür.
Lange Rede, kurzer Sinn. Wenn Sie mich fragen, was das Learning daraus ist: Digitalisierung und die damit verbundene Veränderung findet auf der Beziehungsebene statt und nicht auf der technisch-mechanischen Ebene. Digitalisierung muss auf die persönlichen Anreizsysteme der beteiligten Mitarbeiter einzahlen. Sie müssen die Leute mitnehmen. Und das ist auch das, worüber ich auf dem Gipfel im Oktober sprechen möchte. Das ist Transformation bei apetito.
PN: Man sagt, die Digitalisierung, die Transformation muss durch das Top-Management als Vorreiter unterstützt werden.
NB: Ja, genau, das unterstreiche ich. Der Vorstand bei apetito hat die Digitalisierung als Unternehmensziel ausgerufen und war auch bereit, die in der Umsetzung vorhersehbaren Herausforderungen mitzugehen. Denn natürlich war die digitale Transformation bei apetito mit Lernkurven für die Geschäftseinheiten und die IT verbunden und das wurde akzeptiert und hat letztlich auch zu verbesserten Arbeitsprozessen beigetragen, von denen das Unternehmen natürlich profitiert hat. Die Zustimmung durch den Vorstand für die Digitalisierung ist ein sehr wichtiges Signal für die gesamte Organisation, daran orientieren sich die Mitarbeiter.
PN: Wann hat man angefangen mit der Transformation? Wie ist der Status aktuell und wohin geht die Reise?
NB: Wir haben Ende 2015 damit begonnen. Aktuell ist die Digitalisierung in der Organisation voll etabliert, die digitalen Lösungen liefern einen wichtigen Ergebnisbeitrag. Wir bewegen uns jetzt in weiteren Evolutionsstufen. Die nächste Evolutionsstufe beinhaltet das Thema Analytics und KI. Da spielen Themen wie Predictive Maintenance, Predictive Sales, RPA, etc. natürlich eine sehr große Rolle für das gesamte Unternehmen.
Aber wir sind auch innerhalb der IT zur nächsten Evolutionsstufe übergegangen – zur Data Driven IT. Durch neue IT-Werkzeuge und entsprechende Algorithmen sind wir z. B. im Client Management in der Lage zu erkennen, wann z. B. auf einem Endgerät Performance Engpässe entstehen werden. Wir lassen es gar nicht erst zum Schadensereignis kommen, sondern beheben den Fehler prädiktiv und noch bevor er zu einer Störung wird und erhöhen damit die Laufzeit der Endgeräte, vermeiden Betriebsunterbrechungen und somit auch, dass der über dieses Endgerät abgebildete fachliche Prozess gestört wird. Insofern ist die Data Driven IT wiederum ein Beitrag zum Operation Excellence Prozess des Unternehmens und innerhalb der IT.
Das ist, wenn Sie so wollen, die nächste Stufe der Transformation – wobei ich das nicht mehr Transformation nenne, sondern Evolution. Und damit sind wir sehr glücklich.
PN: Sie klingen auf jeden Fall so, als würde die Arbeit sehr viel Spaß machen und als könne man sich bei apetito langfristig wohl fühlen.
NB: Als Unternehmen hier im Münsterland sind wir mehrfach als bester Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Am Standort Rheine in der Zentrale arbeiten 1.400 Mitarbeiter und die durchschnittliche Verweildauer dieser Mitarbeiter liegt bei 16 Jahren Betriebszugehörigkeit. Das ist eine Indikation für ein wirklich gutes Unternehmen.
Insofern ist beides zu unterstreichen.
Norman Brand bringt die Transformation von apetito auf unserem Strategiegipfel IT & Information Management im Oktober auf die Bühne: „Digitalisierung bedeutet Change… auch in der IT“. #gutenapetito
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